„Menschen können einander so viel nehmen – und so viel geben.“ Was dieser Satz aus dem Vortrag von Leslie Schwartz im Leben eines Menschen bedeuten kann, hat wohl kaum jemand so existentiell erfahren müssen, wie der Holocaust-Überlebende selbst. Ob an der Rampe in Auschwitz, im Außenlager des KZ Dachau oder schwer verwundet im Mühldorfer Todeszug - dass er den Terror des Dritten Reiches überlebt hat, erklärt der 86-Jährige neben seinem Überlebenswillen vor allem damit, unfassbares Glück gehabt zu haben.
Mit dem Dokumentationsfilm „Der Mühldorfer-Todeszug“ zeigt Leslie Schwartz seine schicksalhafte Odyssee in den letzten Kriegsmonaten 1945 in beeindruckenden Bildern. Es sind tiefgründe Erinnerungen, die berühren. Für Leslie sind sie zugleich der Beginn eines Heilungsprozesses und einer Aussöhnung mit seiner Vergangenheit. Im Gespräch erzählt er in ergreifenden Worten von seinen Erfahrungen in Auschwitz und Dachau, von seiner Emigration in die USA und den vielen Jahrzehnten in seinem Leben, in denen er nicht darüber sprechen konnte. Sich seiner Vergangenheit zu stellen und seine Geschichte öffentlich zu machen, habe ihm gezeigt, wieviel Menschen sich einander doch geben können. Es sei ein wahrhaft wunderbares Geschenk, das Interesse und die Liebe junger Menschen zu erfahren, die seine Geschichte hören möchten.
Dass er uns aus seiner Vergangenheit erzählt hat, um Entmenschlichung und Entrechtung begreifbar zu machen und gegen das Vergessen zu sprechen - für dieses Geschenk möchten wir uns vielmals bedanken.
Hochschule für Politik München