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Prof. Janina Steinert und Prof. Jürgen Pfeffer geben Experteninterview zur Studie über Online-Gewalt gegen Politiker des Europäischen Parlaments

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Das österreichische Magazin Profil veröffentlichte eine Kolumne von Ingrid Brodnig. Sie erörtert das Phänomen von Hass und Gewalt im Internet und wie es insbesondere gegen Politikerinnen eingesetzt wird. Dabei stützt sie sich u.a. auf eine aktuelle Studie von Prof. Jürgen Pfeffer und Prof. Janina Steinert, die sie mit 60 Abgeordneten des Europäischen Parlaments durchgeführt haben.

Es zeigt sich, dass sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder des Parlaments von dieser Form der Gewalt betroffen sein können, aber sich unterscheidet, welche Art von Kommentaren und Bedrohungen sie erhalten. Frauen erhalten häufiger Bedrohungen sexualisierter Gewalt und werden öfter bevormundet oder infantilisiert.

Die Prävalenz von Todesdrohungen ist bei männlichen Mitgliedern des Europäischen Parlaments etwas höher (29%) im Vergleich zu ihren weiblichen Kolleginnen (24%).

Bedrohungen von Parlamentariern mit Vergewaltigung oder anderen Formen sexualisierter Gewalt und Einschüchterungen wurden von etwa 20% der weiblichen Teilnehmerinnen erwähnt, während keiner der männlichen Teilnehmer dies berichtete.

Darüber hinaus berichteten 40% der weiblichen Politikerinnen von Bevormundung oder Infantilisierung, aber weniger als 20% ihrer männlichen Kollegen.

Zusätzlich gibt es höhere psychologische Konsequenzen für weibliche Mitglieder des Parlaments. Sie fühlen sich eingeschüchtert, gestresst und schämen sich mehr als ihre männlichen Kollegen. Strukturell führt dies zum "Silencing Effect": Die aggressiven Kommentare führen dazu, dass die Empfängerinnen ein Vermeidungsverhalten zeigen. 17% der weiblichen Empfängerinnen beschrieben, dass sie ihre Social-Media-Postings reduziert haben, nachdem sie bedroht wurden (nur 6% der männlichen Empfänger taten dies), und 14% der weiblichen Parlamentarierinnen reduzierten ihre öffentlichen Veranstaltungen.

Prof. Steinert betont, dass dies ein Risiko darstellt, die Repräsentation von Frauen in der Politik und damit die Demokratie als Ganzes zu schwächen. Die kommenden Phasen des Projekts werden auch besorgniserregende und Abwehrstrategien vorstellen, die von Politikern angewendet werden, fügt Prof. Pfeffer hinzu.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

Diese Daten sind eines der ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts "Understanding, Detecting, and Mitigating Online Misogyny against Politically Active Women" unter der Leitung von Prof. Jürgen Pfeffer, Prof. Janina Steinert (beide TU München) und Prof. Sahana Udupa (LMU München). Eine detaillierte Beschreibung des Projekts finden Sie auf den Projekt-Homepages von Prof. Janina Steinert und Prof. Jürgen Pfeffer.