
Friedrich Schiedel-Preis
Die Friedrich Schiedel-Stiftung, die Technische Universität München (TUM) sowie die Hochschule für Politik München vergeben zur Förderung und Vermittlung eines tiefergehenden Verständnisses der Wechselwirkungen zwischen Politik, Gesellschaft und Technik den Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik. Der Preis wird seit 2018 an hochkarätige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und weiteren Bereichen des Öffentlichen Lebens verliehen. Mit dem Preisgeld sollen die Verdienste der Persönlichkeit in dessen Wirkungsfeld gewürdigt und ein mehrwöchiger Gastaufenthalt an der Hochschule für Politik München und dem Department Governance ermöglicht werden. In Zeiten des demographischen Wandels steht die TUM mehr denn je in der Pflicht, Wissen und Erfahrungen an die nachrückende Generation weiterzugeben, um zur Zukunftssicherung des Wissenschaftsstandorts Deutschland beizutragen.
Preisträger:innen
Professorin Ulrike Felt zählt zu den profiliertesten Stimmen der europäischen Science-and-Technology-Studies (STS). Als langjährige Leiterin des Instituts für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Wien hat sie maßgeblich geprägt, wie wir das Verhältnis von Wissen, Innovation und Gesellschaft verstehen.
Ihre Forschung reicht von Biomedizin über Umwelt- und Klimafragen bis hin zur digitalen Transformation. Sie untersucht, wie Wissenschaft und Technologie in öffentliche Werte, gesellschaftliche Erwartungen und institutionelle Strukturen eingebettet sind. In ihrem aktuellen, vom ERC geförderten Projekt Innovation Residues analysiert sie, wie wissenschaftlicher Fortschritt langfristig die Gesellschaft prägt.
Über ihre wissenschaftlichen Arbeiten hinaus hat Felt die Forschungslandschaft und wissenschaftliche Institutionen in Europa entscheidend mitgestaltet. Sie war Präsidentin der European Association for the Study of Science and Technology (EASST) und wurde unter anderem mit dem Ziman Award, dem Ars Docendi Staatspreis sowie dem Preis der Stadt Wien 2024 für herausragende Leistungen in den Sozial- und Geisteswissenschaften ausgezeichnet. An der TUM wirkte sie zudem an der Weiterentwicklung des STS-Programms mit – durch ihre beratende Tätigkeit für das frühere MCTS und durch enge Kooperationen mit heutigen Fakultätsmitgliedern.
Professorin Martha Minow, 300th Anniversary Professor an der Harvard University und ehemalige Dekanin der Harvard Law School, ist eine weltweit anerkannte Expertin an der Schnittstelle von Recht, Ethik und Technologie.
Ihre Forschung untersucht, wie Gesellschaften auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit reagieren – insbesondere gegenüber marginalisierten Gruppen. In Arbeiten wie Distrust of Artificial Intelligence und Social Media Companies Should Pursue Serious Self-Supervision entwickelt sie ethische Rahmenbedingungen für die Regulierung digitaler Technologien und den Schutz demokratischer Werte.
Über ihre akademische Tätigkeit hinaus hat Professorin Minow einflussreiche Initiativen geleitet, darunter das UNHCR-Programm Imagine Co-existence sowie Kooperationen mit dem US-Bildungsministerium zur Förderung digitaler Teilhabe für Kinder mit Behinderungen. Als frühere Vorsitzende des Vorstands der MacArthur Foundation setzt sie sich weltweit für Innovation, Inklusion und Menschenrechte ein.
Ihre Beiträge wurden mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter der Ruth Bader Ginsburg Lifetime Achievement Award, der Reporters Committee for Freedom of the Press Lifetime Awardsowie mehrere Ehrendoktorwürden.
Prof. Alondra Nelson erhielt den Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik 2023 „in Würdigung ihrer außergewöhnlichen Beiträge als Wissenschaftlerin, Lehrerin und öffentliche Bedienstete in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Ethik sowie ihrer Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen des technologischen Fortschritts und der Förderung verantwortungsvoller und ethischer Innovationen.“
Die renommierte Expertin für Energie- und Umweltpolitik, Prof. Kelly Gallagher, ist mit dem Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik 2022 ausgezeichnet worden. Der Preis würdigt Gallaghers außergewöhnliche Forschungsagenda im Bereich der Energie- und Klimapolitik, insbesondere im Hinblick darauf, wie die Politik die Entwicklung und den Einsatz sauberer und effizienter Energietechnologien sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene vorantreibt.
Kelly Gallagher ist Studiendekanin und Professorin für Energie- und Umweltpolitik an der Fletcher School, Tufts University. Dort leitet sie auch das Climate Policy Lab und das Center for International Environment and Resource Policy. Von Juni 2014 bis September 2015 war sie in der Obama-Regierung als Senior Policy Advisor im Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Weißen Hauses und als Senior China Advisor im Büro des Sondergesandten für Klimawandel im US-Außenministerium tätig. Gallagher ist Mitglied des Vorstands des Belfer Center for Science and International Affairs an der Harvard University. Sie ist non-resident Scholar am Carnegie Endowment und gehört dem Vorstand der Energy Foundation China an. Der Forschungsschwerpunkt von Gallagher liegt auf der Energie- und Klimapolitik in den Vereinigten Staaten und China. Ihr Spezialgebiet ist die Frage, wie die Politik die Entwicklung und den Einsatz sauberer und effizienter Energietechnologien im In- und Ausland vorantreibt. Als Truman Scholar studierte Gallagher Law and Diplomacy und promovierte in International Affairs an der Fletcher School und erwarb einen AB am Occidental College. Sie spricht Spanisch und Grundkenntnisse in Mandarin-Chinesisch und ist Mitglied des Council on Foreign Relations. Außerdem ist Gallagher Autorin von "China Shifts Gears: Automakers, Oil, Pollution, and Development" (The MIT Press 2006), Herausgeberin von "Acting in Time on Energy Policy" (Brookings Institution Press 2009), "The Global Diffusion of Clean Energy Technologies: Lessons from China," (MIT Press 2014), Titans of the Climate (mit Xiaowei Xuan) (MIT Press 2018) sowie zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Policy Reports.
Prof. Margaret E. Roberts, Professorin am Department of Political Science und dem Halıcıoğlu Data Science Institute an der University of California, San Diego, erhielt 2021 den Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik in Anerkennung ihrer beeindruckenden neuen Forschungsagenda an der Schnittstelle von Politikwissenschaft und Informationspolitik. Die Jury war besonders von ihrem Forschungsfokus Fokus auf Methoden der automatisierten Inhaltsanalyse und der politischen Zensur in China beeindruckt.
Prof. Kathleen Thelen erhielt 2020 den Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik in Anerkennung ihrer beeindruckenden Forschungstätigkeit im Bereich der vergleichenden amerikanischen politischen Ökonomie, insbesondere die Frage der Regulierung von neuen Technologien und große Technologieunternehmen wie Apple, Amazon, Facebook, Uber oder Google.

Prof. Henry Farrell erhielt 2019 den Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik in Anerkennung seiner außergewöhnlichen Beiträge zur Politikwissenschaft und multidisziplinären Forschung und in Würdigung seiner wegweisenden Arbeit und wissenschaftlichen Führungsfunktion bei der Entwicklung neuer theoretischer Ansätze zum Verständnis der politischen Konsequenzen sich schnell verändernder Informationstechnologien.

Der „Friedrich Schiedel-Preis für Politik und Technik 2018“ ging an Helen Margetts, Professorin an der Oxford University und Direktorin des Public Policy Program am Londoner Alan Turing Institute. Damit würdigte die Jury Margetts herausragende Pionierarbeit zum Thema „Regieren im digitalen Zeitalter“.
