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Wie überwinden wir die „Krise der Demokratie“?

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Der weltweite Rückzug und die Unterwanderung der Demokratie scheinen ein zunehmendes Phänomen zu werden. Was läuft falsch und wie können wir Demokratie verbessern? Dr. Hagen Schölzel, Mitherausgeber von „Fabrikation von Demokratie“ regt zum Neudenken politischer Repräsentation an.

Populismus und eine wachsende Unzufriedenheit der Bürger erhöhen den Druck auf demokratische Systeme. Umso wichtiger ist es, die Ursachen dieser Probleme sowie Lösungen auszumachen. Das Werk Die Fabrikation von Demokratie: Baustellen performativer politischer Repräsentation diskutiert diese Krise der Demokratie und versucht den Blick zu weiten: Liegt die Ursache wirklich wie oftmals angeführt im Scheitern des liberal-repräsentativen Demokratiemodells?

Dieses Modell, entstanden im 19. Jahrhundert in Europa und den USA und später weltweit verbreitet, definiert Demokratie hauptsächlich über Parteienwettbewerb und Wahlen. Krise heißt vor diesem Hintergrund vor allem: Unterrepräsentation bestimmter gesellschaftlicher Interessen, geringere Wahlbeteiligung, sinkendes Vertrauen in Institutionen und das Erstarken autoritärer Regime.

Der von Dr. Hagen Schölzel (Professur für Politische Philosophie und Theorie) mitherausgegebenen Sammelband fordert dazu auf, über dieses dominante Modell hinauszuschauen und alternative demokratische Praktiken und Ansätze zu erkunden: Können sich im Schatten des liberalen Modells etwa neue demokratische Praktiken und Strategien entwickeln? Das Plädoyer: Demokratieforschung offen und flexibel denken, um die Vielfalt an demokratischen Praktiken und Techniken herauszuheben, die den Willen des Volkes ausdrückt. Nur so lassen sich neue Formen der Demokratie erforschen.

Dr. Hagen Schölzel regt in diesem Sinne auch zum Neuentdecken politischer Repräsentation an. Grundlage dafür sind einige Arbeiten des französischen Philosophen, Anthropologen und Soziologen Bruno Latour, der das Politische weiter fasst: Alles könne politisch sein – von wissenschaftlichen Fragen bis hin zu familiären Beziehungen. Demokratie entstehe so in einem Zusammenspiel von politischer Theorie und gesellschaftlicher Praxis. Beides nicht zusammenzudenken stellt sich demnach auch als Kernproblem der zeitgenössischen Repräsentationskrise und als Ausgangspunkt bisher diagnostizierter Demokratiedefizite heraus. Schölzel ermutigt zu neuen Perspektiven mit dem Ziel ein besseres Zusammenarbeiten und Treffen von Entscheidungen zu ermöglichen.

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