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Weniger Gewalt in Wiederwahlkampagnen durch ausländische Investitionen in Subsahara-Afrika

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Welchen Einfluss haben ausländische Investitionen auf die Wiederwahlkampagnen von Regierungen? Eine neue Studie der Hochschule für Politik München hat Daten zur Gewaltausübung vor Wahlen in 15 afrikanischen Ländern ausgewertet und zeigt: Können Machthaber im Wahlkampf auf durch ausländische Investitionen gestärkte Märkte setzen, scheinen sie weniger Gewalt auf die Wählerschaft auszuüben.

In vielen afrikanischen Staaten ist Gewalt ein probates Mittel für Regierungen, um ihre Macht bei Wahlen zu sichern. Doch inwiefern hängen ausländische Direktinvestitionen und die Ausübung von Gewalt vor Wahlen miteinander zusammen? Prof. Dr. Katrin Paula (Professur für Global Security & Technology) und Dr. Tobias Rommel (Lehrstuhl für internationale Beziehungen) haben das in ihrer jüngst im renommierten Journal of Peace Research veröffentlichten Studie gemeinsam mit Dr. Tabea Palmtag (Universität Zürich) für 15 Staaten Subsahara-Afrikas empirisch untersucht. Grundlage der Analyse sind geokodierte Daten, die Auskunft über den Einsatz von Regierungsgewalt vor Wahlen, ausländische Direktinvestitionen und vorangegangene Wahlergebnisse geben. Die Auswertung zeigt, dass Investitionen aus dem Ausland die Gewalt im Zuge der Wahlkampagnen tatsächlich senken können. Das gilt zwar nicht für die Hochburgen der Amtsinhaber:innen und der Opposition, in Regionen mit ungewissem Wahlausgang ist der Zusammenhang dagegen deutlich.

Die Forschenden sehen darin in erster Linie eine Verlagerung der Wahlkampfstrategien der Machthaber. Wenn heimische Märkte internationalem Kapital offenstehen, ermöglichten ausländische Direktinvestitionen Regierungen demnach zunehmend, die Unterstützung ihrer Bürger auch durch monetäre Mittel zu gewinnen. Die Macht ließe sich somit auch abseits von Gewaltanwendung erhalten. Gerade in elektoral umkämpften Regionen sei das für den Machterhalt vorteilhaft. Anstatt die Wahlbeteiligung dort durch die Anwendung von Gewalt auch unter potenziellen Anhängern zu verringern, könnten hier weniger gewalttätige Mittel vorteilhaft für eine Wiederwahl sein.

„Unsere Ergebnisse können eine Entscheidungsgrundlage für die Außenpolitik demokratischer Länder bieten, wenn sie etwa Unternehmen erlauben in Ländern zu investieren“, so Prof. Katrin Paula. Dr. Tobias Rommel ergänzt: „Die Investitionen aus dem Ausland stärken Märkte vor Ort und können so potenziell die Gewalt gegen die Bevölkerung verringern.“ Gleichzeitig bestehe allerdings die Gefahr, autokratische Tendenzen zum Machterhalt zu stützen, so die Forschenden. Beide Seiten seien bei Entscheidungen daher mitzudenken.

Zum wissenschaftlichen Artikel im Journal of Peace Research:
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/00223433231214427