Die Zahlen zu häuslicher Gewalt sind laut BKA-Statistik im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Nichtsdestotrotz weist Janina Steinert darauf hin, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei, weil sich Betroffene, zum Großteil Frauen, oft nicht an Hilfehotlines oder die Polizei wenden. Gründe hierfür können eine immer noch vorhandene Stigmatisierung der Thematik, Scham sowie finanzielle Ängste und Unsicherheiten sein.

Zu kausalen Erklärungen des aktuellen Anstiegs liegen noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Aus vorherigen empirischen Studien weiß man aber, dass wirtschaftliche und finanzielle Sorgen zu den größten Risikofaktoren von häusliche Gewalt zählen. Demnach ist der Anstieg in Meldungen von Partnerschaftsgewalt im Jahr 2022 mutmaßlich mit wachsenden finanziellen Sorgen  durch die Ukrainekrise zu erklären.

Janina Steinert erörtert auch die Rolle, die soziale Medien bei der Verbreitung von misogynen Inhalten und damit bei der "Normalisierung" von Partnergewalt spielen können. Schließlich weist sie auf potenziell wirksame Strategien zur Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen hin und betont, dass Interventionen ganzheitlich konzipiert sein, sich sowohl an Betroffene als auch an Täter richten und allgemeinere Geschlechternormen berücksichtigen sollten. Das gesamte Interview ist auf der Seite des WDR3 zum Nachhören und zum Download bereit.

Bei weiterem Interesse an der Thematik können Sie ein Videointerview mit Janina Steinert bei Phoenix ansehen und  ein Radiointerview für den NDR anhören.

Janina Steinerts Forschung zu Partnerschaftsgewalt können Sie auf der Projekt-Webseite "The Impact of COVID-19 on Violence against Women and Children in Germany" kennenlernen und oder dessen Zusammenfassung für Laien  sowie den Forschungsartikel als Open-Access-pdf auf der Webseite des Institutional Repository for Information Sharing (iris.) der WHO nachlesen.