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Die Energiewende braucht Mitstreiter - Bayerischer Energiepreis an HfP-Doktorandin

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Für ihre Promotion zur sozialen Innovationskraft von bürgereigenen Energieprojekten erhält Arwen Colell, Doktorandin an der Hochschule für Politik, als erste Sozialwissenschaftlerin den Bayerischen Energiepreis in der Kategorie „Energieforschung“.

Foto: Miranda Schreurs

In ihrer Dissertation vergleicht Arwen Colell Projekte der Energieversorgung in Deutschland, Dänemark und Schottland, die in Kleinstädten und Gemeinden durch Bürgerinitiativen neu aufgesetzt und dauerhaft betrieben werden. Standen bei der Diskussion um die Rolle von Bürgerenergieprojekten für die Energiewende bisher oft materielle Ressourcen wie finanzielle Investitionen im Vordergrund, konzentrierte sich Arwen Colell auf immaterielle und soziale Faktoren wie gemeinsame Werte, Überzeugungen, Wissen und gemeinschaftliche Verantwortung, die die lokale Energiewende erfolgreich machen. 

Soziale Innovation als Erfolgsfaktor

Der Erfolg für den Umbau der Energieversorgung in Gemeinden- und Bürgerprojekten hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, eine gemeinsame Trägerschaft für das Projekt aufzubauen. Bürger und Gemeinden verändern damit ihre Akteursrolle: von Energiekonsumenten hin zu aktiv handelnden Verantwortlichen, zu eigenen Managern ihrer Energieversorgung. So verschieben sich Machtverhältnisse, zum Beispiel konnten die Projekte völlig anders gegenüber Beamtenschaft oder Technologieunternehmen auftreten. Gemeinsame Werte, Wissen, aber auch geteilte Symbole tragen auf lokaler Ebene dazu bei, das Energiesystem nachhaltig umzubauen. Diese soziale Innovation hat sich in den fünf untersuchten Projekten in drei Staaten als entscheidend dafür erwiesen.

Beispiel dänische Insel Samsø

Auf der dänischen Insel Samsø weiß die Bevölkerung, dass man füreinander da sein muss, wenn man draußen mitten im Meer lebt. Skafning, ein dänisches Wort, dass es so nur im lokalen Dialekt der Insel gibt, bedeutet Nachbarschaftshilfe und Verantwortungsbewusstsein. Als innerhalb von nur zehn Jahren die gesamte Energieversorgung auf 100% Erneuerbare umgestellt werden sollte, galt es schnell eine gemeinsame Grundlage zu finden, um Infrastrukturentscheidungen zu treffen. Im Rahmen der gemeinsamen Projektarbeit wurde die Energiewende nun auch Teil von skafning. Das zeigt: Das Energiesystem ist in diesen Gemeinden nicht einfach ein technisches Expertenthema, sondern vielmehr ein fest integrierter Bestandteil des Gemeinwesens.

Technische Infrastruktur mit den Werten der Gemeinschaft verknüpfen

„Gesellschaftliche Trägerschaft ist entscheidend für das Gelingen der Energiewende,“ erklärt Colell und betont: „Das zeichnet bürgereigene Projekte aus, von den Hebriden bis nach Oldenburg, vom Schwarzwald bis ins Kattegat: die Fähigkeit, technische Infrastruktur mit den Werten der Gemeinschaft zu verknüpfen.“

Kontaktadresse:
Dr. Arwen Colell
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change
EUREF Campus 19 | 10829 Berlin
colell@mcc-berlin.net
+49 (0)30 338 5537 0