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Prof. Janina Steinert und Shruti Shukla veröffentlichen Artikel über Prädiktoren für die Belastung von Teilnehmerinnen einer Studie zu geschlechterbasierter Gewalt in Child Abuse & Neglect

Prof. Janina Steinert und Doktorandin Shruti Shukla haben kürzlich einen Artikel mit dem Titel "Navigating distress: Exploring factors affecting adolescent girls' wellbeing during and after a violence-focused survey in Maharashtra, India" in der Zeitschrift Child Abuse & Neglect veröffentlicht. In der Studie wird untersucht, wie Forschung zu Gewalterfahrungen auf sichere und ethische Weise durchgeführt werden kann. Die Studie stützt sich auf die Daten von mehr als 3000 jugendlichen Mädchen in Indien, die an einer Befragung zu Gewalterfahrungen teilgenommen haben, um zu beurteilen, welche Merkmale der Teilnehmerinnen, der Interviewerinnen und des Interviewsettings die Belastung der Teilnehmerinnen erhöhen oder verringern.

Die Zusammenfassung des Artikels befindet sich unten.

Das emotionalen Wohlbefindens von Teilnehmer*innen an Studien zu Gewlt ist eine vorrangige ethische Anforderung. Während frühere Untersuchungen darauf hindeuten, dass die meisten Teilnehmer*innen an gewaltorientierten Studien keine schädlichen Folgen davontragen, ist über die Erfahrungen jugendlicher Teilnehmer*innen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wenig bekannt. In dieser Studie, die in Maharashtra in Indien durchgeführt wurde, soll untersucht werden, wie Teilnehmerinnen-, Kontext- und Interviewerinnenmerkmale das Ausmaß der Belastung beeinflussen, die jugendliche Mädchen nach der Teilnahme an einer Gewaltbefragung erfahren. Insgesamt wurden 3049 13-18-jährige Mädchen zu ihren Erfahrungen mit Gewalt in  ihrer Familie und ihrer Partnerschaft befragt. Im Anschluss an das Interview füllten sowohl die Mädchen als auch die Interviewerinnen einen 5-Item-Fragebogen zur wahrgenommenen Belastung der Teilnehmerinnen aus. Es wurden lineare Regressionsanalysen durchgeführt, um mögliche  Faktoren zu ermitteln, die Stress bei den Teilnehmerinnen erhöhen. Weniger als 10 % der Teilnehmerinnen berichteten nach Abschluss des Interviews über Gefühle wie Verzweiflung oder Erschöpfung. Ein höheres Maß an Empathie der Interviewerinnen war signifikant mit einer geringeren Belastung der Teilnehmerinnen verbunden (standardisiertes Beta: -0,25, p < 0,001). Der angegebene Stress war auch geringer, wenn sich die Mädchen für ein audio- und mobilunterstütztes Selbstinterview (ACASI) entschieden hatten (standardisierter Beta-Wert: -0,05, p < 0,01) und wenn das Interview von einer älteren Person geführt wurde (standardisierter Beta-Wert: -0,22, p < 0,001). Umgekehrt war der angegebene Stress signifikant höher, wenn die Interviews in der Wohnung der Teilnehmerinnen und von Interviewerinnen mit höherem Bildungsstand durchgeführt wurden (standardisierter Beta-Wert: 0,06, p < 0,01 bzw. 0,12, p < 0,001). Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einbeziehung empathischer Interviewtechniken und vertrauensbildender Maßnahmen in die Ausbildung von Interviewern, das Angebot von ACASI-Interviews und die Wahl von Intervieworten, die Vertraulichkeit gewährleisten, dazu beitragen können, das Wohlergehen der Teilnehmer*innen an Gewaltforschung zu schützen.

Den gesamten Artikel können Sie auf der Seite des Verlages lesen.