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Henrike Sternberg veröffentlicht mit Jens Eger und Lennart C. Kaplan Artikel über Zurückhaltung gegenüber COVID-19-Impfungen


Auch wenn die unmittelbare Dringlichkeit der COVID-19-Pandemie vorbei zu sein scheint, haben viele Länder die ursprünglich angestrebten Impfraten nicht erreicht. Die Stagnation der Impfquote auf dem Höhepunkt der Pandemie stellte die politischen Entscheidungsträger vor eine Herausforderung, die nach wie vor ungelöst ist und für künftige Pandemien und andere Krisen von größter Bedeutung ist: Wie kann man den (oft nicht unerheblichen) nicht geimpften Teil der Bevölkerung von den Vorteilen einer Impfung überzeugen?

Die Entwicklung erfolgreicher Kommunikationsstrategien, sowohl rückblickend als auch vorausschauend, erfordert ein differenziertes Verständnis der Anliegen derjenigen, die nicht geimpft sind. Mit dem Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit werden in diesem Beitrag zwei Ziele verfolgt: Erstens wird mit Hilfe einer latenten Klassenanalyse untersucht, wie ungeimpfte Personen durch ihre Einstellung zur COVID-19-Impfung charakterisiert werden könnten. Zweitens untersuchen wir, inwieweit (i) verschiedene Arten von Evidenz (keine/anekdotische/statistische) von (ii) verschiedenen Arten von Kommunikatoren (Wissenschaftler*innen/Politiker*innen) eingesetzt werden können, um die Impfabsichten in diesen Untergruppen zu verbessern. Um diese Fragen zu klären, haben wir ein Experiment mit einer Online-Umfrage unter 2145 ungeimpften Befragten in Deutschland durchgeführt, wo ein erheblicher Anteil der Bevölkerung ungeimpft bleibt.

Die Ergebnisse lassen auf drei verschiedene Untergruppen schließen, die sich hinsichtlich ihrer Offenheit gegenüber einer COVID-19-Impfung unterscheiden: Impfgegner*innen (N = 1184), Skeptiker*innen (N = 572) und prinzipiell für eine Impfung aufgeschlossene Personen (N = 389). Im Durchschnitt erhöhte weder die Angabe von statistischer noch von anekdotischer Evidenz die Überzeugungskraft der Informationen über die Wirksamkeit eines COVID-19-Impfstoffs. Allerdings waren Wissenschaftler*innen im Durchschnitt überzeugender als Politiker*innen (sie erhöhten die Impfabsichten um 0,184 Standardabweichungen). Was die heterogenen Effekte zwischen den drei Untergruppen betrifft, so scheinen Impfgegner*innen weitgehend unerreichbar zu sein, während Skeptiker*innen Informationen von Wissenschaftler*innen schätzen, insbesondere wenn sie durch anekdotische Belege gestützt werden (relativ erhöht die Impfabsichten um 0,45 Standardabweichungen). Die Befürworter*innen scheinen viel stärker auf statistische Evidenz von Politiker*innen zu reagieren (erhöht relativ die Absicht für eine Impfung um 0,38 Standardabweichungen).

Sie können den Forschungsartikel auf der  Seite des Verlages des wissenschaftlichen Journals Vaccine finden.

Diese Publikation ist Teil des EU-Forschungsprojektes PERISCOPE, gefördert unter der Grant-Agreement-Nummer 101016233.