Professur für Politische Philosophie und Theorie

Die Professur befasst sich in Forschung, Lehre und Social-Impact-Aktivitäten mit den Grundlagen der Politischen Philosophie und Theorie, also Theorien über das Sein, das Sollen und die Gestaltung von politischen Gemeinschaften, Institutionen und Prozessen.

Die Lehrveranstaltungen der Professur vermitteln einen systematischen Überblick des Forschungsfeldes Politische Theorie, Methoden und Verfahren der Politischen Theorie sowie Vergleiche zwischen verschiedenen Politischen Theorien. Darüber hinaus werden zentrale Begriffe wie etwa Freiheit, Gerechtigkeit und Macht aus verschiedenen Theorien heraus betrachtet. Ein zentrales Thema der Professur ist Demokratietheorie: Hier werden zentrale Konzepte wie Souveränität, Repräsentation, Partizipation und Pluralismus analysiert und auch verschiedene Demokratiemodelle vermittelt, etwa liberale Demokratietheorie, republikanische Demokratietheorie, Elitendemokratietheorie etc.

Einen besonderen Fokus legt die Professur auf Theorien von Technik und Gesellschaft und von Technik und Politik. Zentral sind hier zum Beispiel aktuelle Kontroversen über Demokratie in digitalisierten Gesellschaften: dem digitalen Staat, digitaler Partizipation, Überwachung, Desinformation, Widerstand gegen Digitaltechnik sowie Technikregulierung.

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Wie lässt sich COVID-19 Impfskepsis in Europa bekämpfen?

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Bild: Andreas Heddergott / TUM

Prof. Steinert, Henrike Sternberg, Hannah Prince und Prof. Büthe haben in Zusammenarbeit mit Kolleg*innen der London School of Economics (UK) und der Universität Trento (Italien) einen neuen Artikel in Science Advances veröffentlicht. Die Studie untersucht COVID-19-Impfbereitschaft in acht europäischen Ländern und zeigt auffällige Unterschiede zwischen den Ländern. Während in Spanien nur 6,4 % der erwachsenen Bevölkerung Skepsis oder Ablehnung gegenüber einer COVID-19 Impfung zeigen, sind es in Bulgarien 61,8 %. Anschließend untersuchen Prof. Steinert und ihre Kolleg*innen im Rahmen eines Survey-Experiments die Wirksamkeit verschiedener Kommunikationsstrategien, die die COVID-19-Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhöhen sollen. Impfkampagnen-Botschaften, die entweder den medizinischen oder den hedonistischen Nutzen einer Impfung betonen, erhöhen die COVID-19-Impfbereitschaft in Deutschland signifikant. Botschaften, die auf die Privilegien verweisen, die an den Besitz eines gültigen Impfnachweises geknüpft sind, erhöhen die Impfbereitschaft sowohl in Deutschland als auch im Vereinigten Königreich. In allen anderen Ländern hat keine der Botschaften signifikant positive Auswirkungen auf die Impfbereitschaft. In Machine-Learning-basierten Heterogenitätsanalysen zeigt das Forscher*innenteam, dass die Botschaften in Kontexten, in denen Verschwörungstheorien stark verbreitet sind und  in denen die Gesundheitskompetenz geringer ist, weniger effektiv sind oder sogar negative Auswirkung auf die Impfbereitschaft haben können. Im Gegensatz dazu erhöht das Vertrauen in die Regierung die Wirksamkeit von Impfkampagnen. Die Erkenntnisse aus der Studie legen nahe, dass Impfkampagnen zielgruppenspezifisch entwickelt werden müssen und es keine einheitliche Kampagne über europäische Länder hinweg geben kann. Die Studie wurde über das EU Horizon 2020 Projekt "Pan European Response to the Impacts of COVID-19 and future Pandemics and Epidemics" (PERISCOPE) finanziert.