Frieden zu schaffen und zu bewahren ist weltweit eine Herausforderung. Etwa 40 % aller Bürgerkriege flammen nach durchschnittlich sieben Jahren wieder auf, daher ist die Frage wichtig, wie sich das Rückfallrisiko verringern lässt. Bisherige Forschung konzentrierte sich auf institutionelle Maßnahmen wie Gewaltenteilung, Reformen des Sicherheitssektors und den Schutz ethnischer Gruppen. Doch auch die Überzeugungen der Bevölkerung spielen eine Rolle sowie deren mediale Beeinflussung.
Die von Professorin Katrin Paula (Professur für Global Security and Technology an der HfP) gemeinsam mit Sabine Carey (Universität Mannheim) und Christian Gläßel (Hertie School) verfasste Studie untersucht die Lage in Nepal nach dem 2006 beendeten Bürgerkrieg. Die Forschenden wollten herausfinden, welchen Einfluss der regierungskritische Radiosender Fulbari FM auch drei Jahre nach seiner Schließung auf die Einstellungen der Menschen im Sendegebiet hatte. Fulbari FM, im Besitz eines bekannten Minderheitenführers, der sich gegen die nepalesische Verfassung stellte, wurde mit Protesten in Verbindung gebracht, die im August 2015 eskalierten und zur gewaltsamen Abschaltung des Senders führten.
Für ihre Analyse erhoben die Wissenschaftler Umfragedaten im Jahr 2018, um das Vertrauen in die Polizei, die Haltung gegenüber friedlichem Aktivismus und die Zuversicht in die zukünftige Stabilität des Landes zu messen und kombinierten diese Daten mit räumlichen Empfangsdaten des Radiosenders.
Menschen im ehemaligen Sendegebiet waren demnach alle misstrauischer gegenüber politischer Aktivität und sahen deren Eskalationspotenzial als destabilisierend an. Dabei war es nicht entscheidend, welcher politischen Gruppe die Befragten jeweils angehörten. Die besonders stark vom Bürgerkrieg betroffene Tharu-Minderheit, die auch danach Ziel staatlicher Diskriminierung war, stach allein mit einer pessimistischere Zukunftseinschätzung heraus.
Medien in instabilen post-konflikt Kontexten können also langfristige Auswirkungen auf die Einstellungen zu staatlichen Institutionen haben. Zensur scheint dabei jedoch keine Lösung zu sein, vielmehr müssen sich Bevölkerung und politische Autoritäten an oppositionelle Stimmen als wesentlichen Bestandteil des demokratischen Prozesses gewöhnen und Vertrauen in institutionalisierte Mechanismen für friedliche Konfliktlösung aufbauen.